Filmkommentar 10,000 B.C.

Diese Seite durchsuchen:

"Do not eat me when I save your life!"

Warum 10.000 B.C. vielleicht der Anfang vom Ende der illustren Karriere des Roland E. ist.

Ein Kurzkommentar von Oliver M. Strate

 

Am 5. März 2008 war es soweit: Roland Emmerichs neuer Film erblickte das Licht der Welt. Ich schnappe mir meinen Lieblings-Kinokumpel, sodann machen wir uns auf zum örtlichen Stammkino. Die Plätze hatten wir vorsorglich schon reserviert, aber das war gar nicht von Nöten. Der Saal war fast leer. Wir gehen nach draußen und überprüfen, ob wir im falschen Saal sind. Aber nein, der Saal ist der richtige, und nach kurzem Werbeblock durften wir Emmerichs neuestes Werk begutachten.

Und da wird schnell klar, warum das Publikum instinktiv den Film meidet: Er ist bis zur achtzigsten Minute einfach nur ermüdend; ich hatte zwischendurch Probleme, wach zu bleiben, und mein Begleiter ist aus dem Gähnen nicht mehr rausgekommen. Kurz zur Handlung: Die hübsche blauäugige Evolet (der Name ist das beste am ganzen Film) wird zehntausend Jahre vor Christus von einem feindlichen Stamm wilder, arabisch aussehender Nomaden entführt. Ihr Liebhaber (der natürlich zu den Guten gehört) verfolgt Entführer und Beute durch halb Afrika. Und hier habe ich schon das erste Problem: Schneestürme, grüner Dschungel und Wüste wechseln sich so schnell ab, als kämen Hubschrauber zum Einsatz.

Plötzlich sind alle im alten Ägypten versammelt. Während die Sklaven Pyramiden bauen, schmieden drum herum Freund und Feind Pläne, bis es zum Showdown kommt. So ist die letzte Viertelstunde noch ansehnlich. Alles andere davor ist Nonsense; das hätte man sich sparen können. Apropos Ägypten: ich habe allen ernstes darauf gewartet, dass jeden Moment das Stargate auftaucht und ein Trupp Marines das Set belagert. Gepasst hätte das auf jeden Fall. Weg mit der ersten Stunde und während des Showdowns richtig die Post abgehen lassen. Das wäre eine echte Überraschung gewesen; und spätesten morgen wären die Kinos voll!

Statt dessen verplempern Emmerich und Kloser sehr viel Zeit mit Versuchen den Figuren während der Wanderung Tiefe zu geben. Was natürlich nicht hinhaut. Und die teilweise lyrischen Dialoge erwecken den Anschein als lauschten die Haupfiguren regelmäßig dem literarischen Quartett. Bei 10.000 B.C. passt nichts zusammen. Und auch die übergroßen Tiere haben praktisch keinen Sinn. Zuhause dienen sie als Futter und in Ägypten dürfen sie Steinquader hinter sich her ziehen.

Ich hatte es in meiner Rezension zum Moon 44-Score schon angedeutet und möchte noch einmal darauf zurückkommen: Seit Independence Day wird Emmerich von Film zu Film immer ein kleines Stück schlechter. Emmerich hat nach meiner Meinung zwei Fehler gemacht: erstens arbeitet er seit Jahren nicht mehr mit David Arnold und Produzent/Autor Dean Devlin zusammen und zweitens hat er beide ersetzt durch Harald Kloser! Fatale Entscheidung. Der allzu offensichtliche Abwärtstrend ist durch 10.000 B.C. wieder bestätigt worden. Emmerich muss - sollte er wieder solide brauchbare Filme wie Star Gate und Independence Day machen wollen, die Zusammensetzung seines Teams neu überdenken und knallharte geschäftsmännische Entscheidungen treffen. Ansonsten darf das Publikum einer Serie von Flops entgegensehen. Und das wäre nur allzu schade. Emmerich weiß, wie man gute Unterhaltungs-Filme macht: da sollte er es auch tun. (23.03.2008)