23

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EuroVideo / 2001

Laufzeit: 95 min

 

Regie: Hans-Christian Schmid

Drehbuch: Michael Dierking

Score: Norbert Jürgen Schneider

 

Die 80er Jahre des letzten Jahrtausends waren für einige Zeitgenossen mit einem ganz besonderen Lebensinhalt gefüllt, zumindest wenn man in dieser Zeit mitten in der Pubertät steckte und sich ? zur Kompensation etwaiger Minderwertigkeitskomplexe – mit extravaganten Rechnern schmückte, 8- oder 16-Bit-Maschinen wie dem „C64", „Amiga" oder gar einem „AtariST". Zuerst wurde gespielt: BoulderDash, Fort Apocalyspe oder Scramble, dann machte man die ersten Gehversuche in Basic, und im nächsten Stadium ertappt man sich wie von Geisterhand dabei, dass man die ersten 6510-Maschinencodes debugged bzw. später die 68000-Subroutinen optimiert, damit das Vektorgrafik-System für die nächste Copy-Party auch mindestens 20 Frames bringt. Die einen waren „Coder", die anderen „Swapper" und wieder andere waren, noch viel abgefahrener, die Hacker. Hacker erfanden das Datenklo, schrieben die Datenschleuder, trafen sich auf subversiven Partys („Chaos Communication Congress") und hatten regelmäßig Mithörer in der Leitung.

In dieser Zeit und in diesem Milieu spielt 23. Ein Doku-Thriller, in dem erzählt wird, wie ein begabter Computer-Hexer in die Drogensucht rutscht, und diese mit dunklen Geschäften finanziert. Er späht Rechnersysteme mit seinem Homecomputer aus, erfindet das trojanische Pferd und sammelt allerlei Informationen auf 5 1/4"-Disketten, die später für Bares an den Osten verkauft werden. Jedoch bekommt Karl Koch, so der Name des talentierten Heranwachsenden, recht bald Probleme mit seinem Nervensystem. Fortgesetzter Drogenkonsum (Kokain) betäuben und zerrütten seine Nerven bis hin zu schweren Halluzinationen. Er vertieft sich in Verschwörungstheorien, und sein Leben gerät so mehr und mehr aus den Fugen. Die vorliegende DVD gibt einen persönlichen Einblick in das Leben von Karl Koch. Special Features der DVD sind ein Audiokommentar von Hans-Christian Schmid (dem Regisseur), Jakob Claussen und Thomas Wöbke (Produktion) sowie Michael Gutmann (Drehbuch). Der Kinotrailer, eine Featurette und der obligatorische „Hinter den Kulissen"-Bericht runden die DVD ab. Für wen ist dieser Silberling interessant? Nun, jeder, der im lebensnahen Echtzeit-Management (O-Ton: „Wau") der 80er einen Rechner bedienen wollte, konnte, und damit Spaß hatte, für den ist 23 ganz ohne Zweifel Pflicht! taz-Leser können auch zugreifen. Alle anderen sollten entweder 'ne Münze werfen oder es auf einen Kauf ankommen lassen.

 

Oliver M. Strate, 21.10.2004

 

Film:

3 von 6 Punkten

 

Ausstattung:

3 von 6 Punkten