In The Line of Fire

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In Line of Fire

In The Line Of Fire

Columbia TriStar / 2002

Laufzeit: 123 min

 

Regie: Wolfgang Petersen

Drehbuch: Jeff Maguire

Score: Ennio Morricone

 

Erfolgsregisseur Wolfgang Petersen hat mit In The Line Of Fire einen soliden und aufwändig produzierten Mainstream-Thriller entwickelt, der ganz vom schauspielerischen Können John Malkovichs lebt. Clint Eastwood und Rene Russo wirken im Vergleich zu Malkovich wie Staffage. Die Romanze zwischen beiden ist praktisch bedeutungslos und steht für sich alleine. Das Gekicher der Hauptdarstellerin nervt sogar bisweilen. Aber das ist alles halb so wild: Abwechslung und Farbe bringt Malkovichs Spiel, welches maliziöser kaum sein könnte – und genau deswegen ist der Film sehenswert.

 

John Malkovich, der neben Clint Eastwood die zweite Hauptrolle des Films spielt, soll in dieser filmischen Besprechung besonderes Augenmerk geschenkt werden. Er spielt den Stinkstiefel Mitch Leary, der ein Problem mit der amerikanischen Regierung hat, weil diese ihn unehrenhaft entlassen hat. Er will sich am Staat rächen, indem er den amerikanischen Präsidenten ermordet. Sein Kontrahent ist Frank Horrigan, der für den Secret Service arbeitet und damals Präsident John F. Kennedy „verloren" hat, weil er nicht in der Lage war, ihn zu beschützen. Nun bekommt er eine zweite Chance, denn Leary hält Frank über sein Vorhaben, den Präsidenten erschießen zu wollen, telefonisch auf dem Laufenden, sodass sich Frank für das geplante Attentat verantwortlich fühlt.

 

„Frank", wenn Leary diesen Namen sagt, dann klingt das stets obszön. Frank ist Learys „Alter Ego". Beide sind der Regierung verbunden, doch nur Leary ist daran zerbrochen. Er identifiziert sich mit Frank und bekämpft ihn gleichzeitig. Er redet mit Frank wie mit einem vertrauten Freund. Leary zeigt Verständnis für Franks damaliges Versagen, aber Frank fällt auf das intime Gebaren Learys nicht herein. Er lässt sich nicht auf Learys Schmeicheleien ein, bleibt objektiv und kühl. Im Gegensatz zu Leary wird er in den gemeinsamen Gesprächen nicht emotional. So gelingt es Frank sogar, einen Wutausbruch seines Gegenübers zu provozieren. Dass Leary wutgeladen ist und unter Hochspannung steht, erkennt man bereits daran, dass er oft ohne Luft zu holen redet (s. Kapitel 9, erster Satz). Die flache Atmung geht mit einer weich-flüsternden Stimme einher, der jegliche Affektivität abgeht und die übertrieben diszipliniert wirkt. Sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Synchronisation sind seine Ausführungen spannend und witzig zugleich (zumindest für solche Zuschauer, die etwas für John Malkovich übrig haben). Er scheint über jeden Satz genau nachzudenken, und es gelingt ihm (fast) immer, über seinen selbst gewählten Kontrahenten die Kontrolle zu behalten. Seine Bewegungen sehen aus wie die einer leptosomen Gummi-Figur. Die leichten Zuckungen seiner Lippen und ein mitunter auftretendes Grimmasieren unterstreichen diesen Eindruck. Man hat bei das Gefühl, er sei eine künstliche Person aus Plastik, in einer Szene klatscht er z.B. mit den Händen auf seine angelegte Bauch-Prothese. Des Weiteren wechselt er Kleidung, Haarteile und Make-Up wie eine Schaufensterpuppe. Leary ist ein bizarres, nach Plastik stinkendes Wesen, das von Wut getrieben sein Ziel verfolgt und dabei selbst gnadenlos dem Untergang geweiht ist.

 

Regisseur Wolfgang Petersen ist bekanntlich Deutscher, hat früher einige Tatort-Krimis für das deutsche Fernsehen gedreht. In The Line Of Fire trägt in einigen Momenten diese Tatort-spezifische Handschrift. So spielt Eastwood Klavier, wobei nur noch sein Gesang fehlen würde. Auch die Begehung einiger Schauplätze (beispielsweise Learys Wohnung) sieht so bedächtig und träge aus, wie man es vom biederen Inszenierungsstil der Tatort-Krimis gewohnt ist.

Wir danken Swantje Kisza für die Mitarbeit.

Oliver M. Strate, 02.03.2005

 

Film:

4 von 6 Punkten

 

Ausstattung:

2 von 6 Punkten